Legende Nr. 1 Überarbeitete Fassung von Pastor Friedrich Appelhans aus  dem Jahr 1982

Am Neujahrstag 1171 trat der Ritter Wilhard von Vernede die Wallfahrt ins Heilige Land an. Damit beginnt auch die Legende vom Gnadenbild.

In der Nähe der heutigen Brünnekenkapelle lag die Burg Ritter Wilhards. Am Tag der Abreise zur Wallfahrt ging er zur Pfarrkirche (damals war das noch eine Kapelle), um Gottes Schutz und Segen für sein gefahrvolles Unternehmen zu erflehen.

Ein schmaler Pfad führte von der Burg zur Kirche. Unterwegs schnitt Wilhard aus einem Rosenstrauch einen Zweig ab und schnitzte daran, in Gedanken versunken, herum. Als er die Kirche betrat, steckte er Messer und Hölzchen in seinen Koller.

Fern der Heimat schnitzte er in Mußestunden aus dem Stückchen Holz ein Bild der Mutter Gottes. Er bewahrte das Bild als heiliges Kleinod und verbarg es unter seiner Rüstung. Täglich nahm er das Bild in seine Hände, betrachtete es und bat Maria um Hilfe und Schutz im Gewühl der Wallfahrt. Eines Tages vermisste er sein lieb gewonnenes Bild.

Zwei Jahre ist Ritter Wilhard im Gefolge Heinrichs des Löwen durch viele Höhen und Tiefen gegangen. Nun endlich kehrte er heim.

In der Heimat führte ihn sein erster Weg wieder den Pfad entlang zur Dorfkirche. Er wollte seinem Schöpfer Dank sagen für die glückliche Heimkehr. Als er sich dem Rosenstrauch näherte, strahlte ihm plötzlich ein wunderbarer Glanz entgegen. Mitten im Rosenstrauch stand hell leuchtend sein Marienbild. Voll Freude eilte er zum Priester, um das wunderbare Ereignis mitzuteilen. Beide eilten zur bezeichneten Stelle und trugen dann das Bild behutsam in die Kirche.

Als sie bei der kleinen Kirche ankamen, begannen die Glocken von selber zu läuten. Neugierig und aufgeregt eilten die Dorfbewohner herbei und staunten über das, was geschehen war. Von dieser Stunde an wird das geheimnisvolle Bild der Mutter Gottes in Verne verehrt.


Legende Nr. 2 Die Fassung von Pfarrer Joh. Iseken aus dem Jahr 1858

Am Neujahrstag 1171 trat der Ritter Wilhard von Vernede im Gefolge Heinrichs des Löwen den Zug ins heilige Land an. Mitten in seiner weiten Besitzung lag die Burg seiner Väter auf einem der niederen Hügel am linken Ufer des Flüsschens Heder, umgeben von einem tiefen Wassergraben, den eine nahe Waldquelle füllte, der in die Heder fällt, dort, wo sie in die flache Lippe-Niederung tritt. Wilhards Vorfahren hatten sich zur Zeit Karls des Großen zum Christenglauben bekehrt und als aus dem Stamm der freien Wehren der Ritterstand sich nach und nach bildete, Familiennamen und Wappen hervor kamen, da nannten sich des Wilhards Vorfahren nach ihrer Burg, die „von Vernede“ und führten auf dem silbernen Grunde ihres Schildes zwei blaue gekrümmte Forellen.

In der Mitte der Ansiedlungen war hoch auf dem trockenen Ufer der Heder eine Kapelle erbaut, fleißig besucht von den frommen Bewohnern der Gegend. Am Tage vor seiner Abreise zum Zug Heinrichs des Löwen war Wilhard dahin gewandert, um Glück und Schutz vom Allmächtigen zu erflehen bei so gefahrvollem Beginnen. Der enge Pfad führte von seiner Burg durch ein Eichenwäldchen bei der Quelle vorbei, die die Gräben seiner Burg mit Wasser versah. Hier stand neben einem alten Kreuze zwischen bemoosten Steinen ein Rosenstrauch, der trotz der Winterkälte noch grünte. Wilhard schnitt nach kurzem Morgengebete einen Zweig davon, schnitzte daran in Gedanken versunken auf dem Pfade zur Kapelle und steckte ihn ein , als er in diese trat.

Schon fern von der Heimat fand er eines Tages das Hölzchen in seinem Koller. Der Anblick des Holzes erweckte lebhaft die Erinnerung der Stunde, da er vom Vaterland schied. Er schnitze wiederholt in den Stunden der Ruhe und unter seinen Händen gestaltete es sich wunderbar zu einem schönen Bilde der Mutter des Erlösers. Ihrer gedachte er und auch der schönen Heimat im fernen Lande und jenseits des Meeres, wenn der das sorgsam unter seinem Brustharnisch geborgene Bild bei seinem Gebete betrachtete. In den brennenden Sandwüsten wie mitten im Gebrause der Meereswogen, im Lager wie im Gewühl von Auseinandersetzungen fühlte er Stärkung bei seinem Anblicke. Nach Verlauf zweier Jahre kehrte Wilhard heim. Da vermisste er eines Tages, nicht mehr fern vom Vaterland, dass ihm so teuer gewordene Bild, das ihm auf eine unerklärliche Weise verloren gegangen war. Am frühen Morgen nach seiner Rückkehr ging der fromme Ritter wieder den Pfad bei der Quelle vorbei nach der Kapelle, seinem Schöpfer zu danken für die Erhaltung der so weiten, gefahrvollen Fahrt. Da strahlte ihm vom Rosenstrauch am alten Kreuze ein wunderbarer Glanz entgegen und an der Stelle, wo er früher den Zweig abgeschnitten, stand hell leuchtend sein Marienbild. Von neuem von heiligem Schauer ergriffen ließ Wilhard durch eines Priesters Hand, vom Rosenstrauch, das Bild zur Kapelle tragen, deren Glocken während dessen durch unsichtbare Hände bewegt läuteten, und wo es von Stunde an der Verehrung der Gläubigen ausgestellt wurde.